Wichtige Symptome für einen akuten oder drohenden Schlaganfall

Im Gegensatz zum akuten Herzinfarkt geht der Schlaganfall in der Regel nicht mit Schmerzen einher. Das führt dazu, dass typische Warnsymptome nicht erkannt oder falsch interpretiert werden. Häufige Symptome eines Schlaganfalls sind Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen. Innerhalb weniger Sekunden lassen sich die wichtigsten dieser Anzeichen mit dem sogenannten FAST-Test überprüfen. Die Abkürzung steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit).

Gesicht: Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

Herabhängender Mundwinkel

Die Gesichtslähmung, medizinisch faziale Parese genannt, macht sich häufig zunächst durch einen hängenden Mundwinkel bemerkbar. Patienten berichten zum Beispiel darüber, dass ihnen beim Frühstück der Kaffee aus dem Mundwinkel lief oder sie von ihren Angehörigen auf ihren schiefen Mund angesprochen wurden (Beispiel: „Unvermögen zu pfeifen“). Abzugrenzen vom herabhängenden
Mundwinkel als Zeichen eines Schlaganfalls ist die häufige komplette Gesichtslähmung als Ausdruck einer Schädigung des Gesichtsnerven. Es gelingt dann dem Betroffenen nicht, das Auge zu schließen
und die Stirn zu runzeln.

Plötzliche einseitige Erblindung

Die plötzliche einseitige Erblindung im Sinne eines plötzlich „dunklen Vorhangs“ auf dem betroffenen Auge kann Ausdruck eines, durch Gerinnsel verschlossenen Netzhautgefäßes sein. Nicht selten dauert eine solche Sehstörung eines Auges nur einige Sekunden bis wenige Minuten und bildet sich dann vollständig zurück. Dann spricht man von einem Amaurosis fugax. Hiervon abzugrenzen sind Sehstörungen in Form rechts-/ oder linksseitiger Gesichtsfeldeinschränkungen beider Augen, die häufig vom Patienten nicht direkt bemerkt werden, oder fälschlicherweise einem Auge zugeordnet werden. Nicht selten fällt hier den Angehörigen auf, dass der Patient mit einer Seite an Türrahmen oder sonstigen Gegenständen anstößt.

Erstmalig und plötzlich auftretende sehr heftige Kopfschmerzen

Erstmalig und plötzlich auftretende heftige Kopfschmerzen, die einem „Donnerschlag“ gleichen, müssen bis zum Beweis des Gegenteils als Warnzeichen einer Hirnblutung gedeutet werden und bedürfen der umgehenden ärztlichen Abklärung.

Arme: Bitten Sie die betroffene Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, sinken oder drehen sich.

Halbseitige Gefühlsstörungen

Gefühlsstörungen können wiederum lediglich in begrenzten Regionen auftreten oder auch die gesamte Körperhälfte betreffen. Hierbei wird von den Patienten ein Pelzigkeits-/oder Taubheitsgefühl beschrieben. Häufig werden Missempfindungen als „Ameisenlaufen“ oder „Elektrisieren“ beschrieben. Das krankhafte Geschehen im Gehirn ist in der Regel auf der gegenüberliegenden Seite der Beschwerden lokalisiert, also bei einer rechtsseitigen Gefühlsstörung in der linken Hirnhälfte.

Halbseitige Lähmung

In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Hemiparese. Wir unterscheiden Lähmungen, die die gesamte Körperhälfte betreffen, von isolierten Lähmungen, beispielsweise nur eines Armes, eines Beines oder einer Gesichtshälfte. Typische Merkmale sind auch zum Beispiel das Fallenlassen der Kaffeetasse oder der Zahnbürste, das Nachziehen des Beines oder aber auch das Unvermögen, die Knöpfe des Oberhemdes zu schließen.

Plötzlich einsetzender Schwindel mit Gangunsicherheit

Durchblutungsstörungen des Kleinhirns oder des Hirnstammes gehen nicht selten mit
Dreh- oder Schwankschwindel sowie Gangunsicherheit mit Gangabweichung oder Fallneigung zu einer Seite einher. Doppelbilder, Sprechstörungen oder Schluckstörungen können weitere Symptome solcher Schlaganfälle sein. Die Sprechstörung (vgl. Sprachstörung) zeichnet sich durch eine undeutliche, verwaschene Sprache aus.

Sprache: Lassen Sie die betroffene Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

Sprachstörungen

Sprachstörungen werden als Aphasie bezeichnet. Betroffene sind hierbei nicht in der Lage das Gedachte korrekt sprachlich auszudrücken (Beispiel: „Ich wusste was ich sagen wollte, brachte es aber nicht heraus“). Kennzeichnend für Sprachstörungen sind häufig Wortfindungsstörungen. Neben der beschriebenen motorischen Aphasie kann aber auch eine sensorische Aphasie bestehen, das heißt Patienten verstehen das Gesprochene ihrer Kommunikationspartner nicht. Diese Patienten werden bisweilen als Verwirrt fehleingestuft. Auch kommt es häufig zu simultanen Wörtern bzw. Wortneubildungen („Neologismen“). Das Nichtverstehen äußert sich dadurch, dass der Patient Aufforderungen nicht oder fehlerhaft nachkommt.

Zeit: Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, um Leben zu retten oder bleibende Behinderungen zu vermeiden. Wählen Sie den Notruf 112 und schildern Sie die Symptome.

Je schneller ein Patient die richtige Hilfe bekommt, desto höher sind die Chancen dauerhafte Beeinträchtigungen zu minimieren.

 

Warnsignal TIA

Etwa jeder dritte Schlaganfall kündigt sich zuvor durch flüchtige Durchblutungsstörungen des Gehirns an, die sogenannte transitorische ischämische Attacken (TIA) und bedarf sofortiger Diagnostik und Therapie. Die Ursachen sind identisch zu denen des Schlaganfalls. Die Durchblutung ist nur für kurze Zeit unterbrochen, weswegen die Schlaganfall-typischen Symptome meist nach wenigen Minuten wieder abklingen. Die Symptome der TIA gleichen denen des Schlaganfalls, dauern aber nicht länger als 24 Stunden. Gerade auch in diesem Fall müssen die Warnsymptome ernst genommen und der Patient so schnell wie möglich ins nächste Krankenhaus gebracht werden. Patienten, die eine TIA erlitten haben, sind in den folgenden drei Monaten ebenfalls einem deutlich erhöhtem Risiko ausgesetzt, einen Schlaganfall mit möglicherweise bleibenden Schäden zu erleiden. Die Akutbehandlung muss sich deshalb am Vorgehen beim Schlaganfall orientieren, also in jedem Fall schnellstmögliche ärztliche Hilfe. Neben den Transitorischen ischämischen Attacken ist auch die Amaurosis fugax häufig ein Vorbote eines „großen“ Schlaganfalls. Die Amaurosis fugax ist ein akuter, reversibler und meist einseitig verlaufender arterieller Gefäßverschluss der die Netzhaut versorgenden Arteria centralis retinae, welcher eine kurzzeitige, vollständige Verdunkelung des betroffenen Auges zur Folge hat. Das erhöhte Schlaganfallrisiko gilt besonders in den ersten drei Tagen nach einer TIA oder einer die Amaurosis fugax, bei einer Symptomdauer von über zehn Minuten und bei Patienten, die älter als 60 Jahre sind. Da man spontan nicht unterscheiden kann, ob es sich um einen TIA oder um einen Infarkt handelt, muss jede Attacke ernst genommen und sofort unter medizinische Betreuung gestellt werden.

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