Tipps für ein angenehmes Leben zu Hause

Da viele Patienten während der Rehabilitation große Fortschritte machen, kann die Frage nach bleibenden Behinderungen häufig erst gegen Ende der Maßnahme beantwortet werden.

Es gehört auch zu den Aufgaben des Therapeutenteams, die Weichen für die Anschlusstherapie zu stellen und gegebenenfalls die häusliche Versorgung zu organisieren. Die meisten Schlaganfallpatienten empfinden es gewiss als großes Glück, wenn sie nach wochenlangen Klinik-Aufenthalten wieder bei ihrer Familie und in den eigenen vier Wänden sind. Nicht selten allerdings hat diese Freude Grenzen: Auch nach einer erfolgreichen Rehabilitation sind viele Betroffene weiterhin auf Unterstützung und Hilfen angewiesen. Nun kommt es vor allem darauf an, das in der Reha Gelernte anzuwenden und konsequent zu üben.

 

Diese Tipps für das Leben nach Schlaganfall, Akut-Krankenhaus und Reha-Klinik können das Leben leichter machen.

 

1. Die Wohnung

Es muss nicht immer ein kompletter Umbau oder Umzug sein. Häufig reichen schon einige kleinere Änderungen aus.

Zum Beispiel ein paar zusätzliche Haltegriffe oder ein Wannenlift, damit ein Schlaganfallpatient in der vertrauten Umgebung bleiben kann. Vor allem Ergotherapeuten sind gute Berater, wenn es um die behindertengerechte Ausstattung der Wohnung geht.

Vor größeren Investitionen können sich Gespräche mit der Kranken- oder Pflegekasse über die Finanzierung lohnen. Gleiches gilt vor der Anschaffung von Hilfsmitteln wie Rollstühlen oder Krankenbetten.

 

2. Der Beruf

Wenn der Schlaganfall jüngere Menschen trifft, kommt fast immer auch die Frage nach der beruflichen Zukunft auf. Grundsätzlich sollte die Gesundheit Vorrang vor der Karriere haben.

Ansprechpartner in Umschulungsangelegenheiten ist in erster Linie das Arbeitsamt oder der Rentenversicherungsträger wie zum Beispiel die Landesversicherungsanstalt (LVA) oder die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA). Auch bei der behindertengerechten Gestaltung des Arbeitsplatzes leisten diese Institutionen oftmals Hilfe, indem sie dem Arbeitgeber die nötigen Investitionen zumindest teilweise erstatten.

 

3. Der Schwerbehindertenausweis

Schlaganfallpatienten, die zu mindestens 50 Prozent behindert sind, können beim zuständigen Versorgungsamt einen Schwerbehindertenausweis beantragen.

Das Dokument hilft, Nachteile auszugleichen, die durch die Behinderung entstehen. Insbesondere unterstützt es den Betroffenen beim Durchsetzen seiner Ansprüche auf arbeitsrechtliche Vergünstigungen (Kündigungsschutz, Urlaub, Arbeitshilfen), auf Wohngeld, Parkerleichterungen, Rundfunkgebühren-Befreiung, steuerrechtliche Nachteilsausgleiche (z.B. Freibeträge) oder auf kostenlose Beförderung im Personenverkehr. Antragsformulare liegen meist bei den örtlichen Sozialämtern bereit.

 

4. Mobilität und Autofahren

Aus eigener Kraft an jeden gewünschten Ort zu kommen, hat für die meisten Menschen großen Wert.

Besonders das Autofahren ist hierzulande oft gleichbedeutend mit Lebensqualität. Selbst wieder ans Steuer oder besser nicht? Auch wenn der Schlaganfall keine oder nur leichte Behinderungen hinterlassen hat, sollten Betroffene diese Frage äußerst gewissenhaft und selbstehrlich prüfen.

Die Straßenverkehrs-Zulassungsordnung verlangt in erster Linie Eigenverantwortung. Um straf- und versicherungsrechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, ist es ratsam, die Fahrtüchtigkeit nach einem Schlaganfall durch einen entsprechenden Eintrag im Führerschein bestätigen zu lassen. Auskünfte über die nötigen Formalitäten erteilt in der Regel die örtliche Führerscheinbehörde.

 

5. Freunde und Familie

Gerade nach einem Schlaganfall können Familienmitglieder und Freunde wertvollen seelischen Beistand leisten.

Schlaganfallpatienten sollten daher möglichst viel mit vertrauten Menschen unternehmen. Schon ein Spieleabend kann manchmal helfen, über ein krankheitsbedingtes Stimmungstief hinwegzukommen. Depressive Zustände sind nach schweren Erkrankungen nicht selten. Belasten diese zu stark, sollte man ohne Scheu das Gespräch mit dem Facharzt suchen.

 

6. Liebe und Sexualität

Es gibt kein medizinisch stichhaltiges Argument, warum ein Mensch nach überstandenem Schlaganfall auf körperliche Zärtlichkeit und Sex verzichten sollte.

Im Gegenteil: Ähnlich wie Selbstständigkeit im Alltag, Unternehmungen mit Freunden oder erfolgreich gelöste Aufgaben im Beruf kann auch ein befriedigendes Liebesleben stärkend auf das Selbstbewusstsein wirken. Leistungsdruck im Bett ist allerdings nicht nur für Schlaganfallpatienten falsch. Relativ häufig nämlich ziehen die Krankheit und manche Medikamente auch die Sexualfunktionen in Mitleidenschaft. Doch selbst in diesem Fall kann mit dem richtigen, liebevollen und einfühlsamen Partner noch ein ausgefülltes Leben möglich sein.

 

7. Hobbies und Freizeit

Jeder Schlaganfallpatient sollte sich eine Aufgabe suchen, die seiner körperlichen und psychischen Belastungsfähigkeit entspricht.

Ideal sind Hobbys, die soziale Kontakte fördern, die körperliche Beweglichkeit verbessern oder das Denkvermögen trainieren. Unter diesen Aspekten können auch Ausstellungs-, Kino- oder Theaterbesuche anregend wirken. Schlaganfall- Patienten können auch in Urlaub fahren. Sicherheitshalber sollten sie vor der Buchung aber zuerst ihren Arzt befragen, ob das gewählte Reiseziel und die Urlaubsform aus medizinischer Sicht zu empfehlen sind. Manche Urlaubsveranstalter und einige Hilfsorganisationen bieten spezielle Reisen für gesundheitlich eingeschränkte Weltenbummler an. Abholdienste, behindertengerechte Hotels und medizinische Betreuung während des ganzen Urlaubs gehören dabei fast immer zum Standard.

 

8. Sport

Um die therapeutische Krankengymnastik zu ergänzen, eignen sich moderates Laufen und Radfahren sowie Schwimmen meist besonders gut.

Die Auswahl der Sportart sollte immer in enger Absprache mit dem Arzt erfolgen. Erfahrungsgemäß machen Sport und Bewegung in einer Gruppe von Gleichgesinnten den größten Spaß. Vielerorts sind deshalb in den vergangenen Jahren spezielle Schlaganfall-Sportgruppen entstanden. Die meisten werden von fachlich besonders geschulten Trainern betreut, was den gesundheitlichen Nutzen der Gruppen zusätzlich stärkt. Bei der Suche nach einer Schlaganfall-Sportgruppe können die örtlichen Sportvereine, Krankenkassen, Wohlfahrtsverbände oder auch Ärzte weiterhelfen.

 

9. Selbsthilfegruppen

Schlaganfall-Selbsthilfegruppen gibt es in Deutschland in fast jeder größeren Stadt.

Zu ihren Aktivitäten gehören im Allgemeinen regelmäßige Treffen, die dem Erfahrungsaustausch und der Information der Mitglieder dienen. Schon deshalb kann es für Schlaganfallpatienten sinnvoll sein, sich einer Gruppe anzuschließen. Ärzte und Krankenkassen haben die Adressen der nächstgelegenen Gruppen oft griffbereit.

 

10. Pflegeversicherung

Fast immer kommen durch die Schlaganfall-Folgen Kosten auf den Patienten und seine Familie zu.

Da sich ihr Umfang meist nach der Behinderungsart und -schwere sowie den Heilungschancen richtet, ist ein Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung in vielen Fällen sinnvoll  Weil die Bearbeitung erfahrungsgemäß mehrere Wochen dauert, sollten Schlaganfall-Patienten oder ihre Angehörigen diesen schon während der Krankenhauszeit stellen. Pflegebedürftig ist, wer im täglichen Leben wie zum Beispiel beim Waschen, Anziehen oder Essen zubereiten in erheblichem Umfang (voraussichtlich mehr als sechs Monate) Hilfe braucht.

 

Zu den Pflegeleistungen gehören je nach Bedarf:

  • Häusliche Krankenpflege
  • medizinische Behandlungspflege nach ärztlicher Verordnung
  • Anleitung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen
  • Beratung
  • Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung

 

In welcher Höhe ein Schlaganfallpatient Leistungen aus der Pflegekasse erhält, wird durch den medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MdK) entschieden. Ausschlaggebend ist die Pflegestufe, in die der Antragsteller vom MdK eingruppiert wird. Die Pflegeversicherung kann sowohl Sachleistungen (Einsatz eines Pflegedienstes) als auch Geldleistungen für pflegende Angehörige gewähren.

Aufgrund der Reform des Gesundheitswesens muss in den kommenden Monaten und Jahren jedoch mit zahlreichen, teils grundlegenden Änderungen in der Pflegeversicherung und bei der Bezahlung von Pflegeleistungen gerechnet werden.

 

11. Der Notfallpass

Ziel aller medizinischen Maßnahmen sollte es sein, dem Schlaganfallpatienten ein möglichst großes Maß an Selbstständigkeit zurückzugeben.

Dies schließt auch ein, dass sich der Betroffene ohne Begleitung außerhalb der eigenen Wohnung bewegt. Dass der eine oder andere dabei seine Kräfte überschätzt und fremde Hilfe braucht, kommt besonders in den ersten Wochen nach der Klinikzeit gelegentlich vor. In dieser Situation besitzt ein Notfallpass, der alle wichtigen Personalien und Angaben zur Krankheit, zu Behinderungen und über die benötigten Medikamente enthält, meist großen Wert.

Heute hat nahezu jeder ein Telefon in der Tasche. Moderne Smartphones können dabei nicht nur Helfer alarmieren. Auch wichtige Daten über Angehörige oder den eigenen Gesundheitszustand können auf ihnen gespeichert werden.

Im Internet finden Sie Vorlagen für einen Notfallpass in gedruckter Form oder Anleitungen, wie Sie Ihre Daten auf einem Smartphone sicher, aber in Notfall zugänglich speichern können.

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