Fasten gegen den Schlaganfall?

 Die beliebtesten Fastenvorsätze vermindern das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.

Autor: Prof. Dr. Ulrich Bogdahn, Vorsitzender der Schlaganfall-Initiative Regensburg e.V., Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Universität Regensburg

Vorsätze für die Fastenzeit gehen leicht über die Lippen: Nicht mehr rauchen, Alkoholverzicht, weniger Essen und mehr bewegen sind nach wie vor die Hits. Falls nicht nur der Geist willig ist, können solche Vorsätze in den 40 Tagen vor Ostern gelegentlich überraschenderweise sogar die Laune heben, wenn die Pfunde merklich schmelzen und die Lunge freier wird. In jedem Fall aber gewinnt die körperliche Verfassung.

Und mit ihr ein Umstand, der so gar nicht im Fokus steht. Wer denkt schon daran, dass die klassischen Fastenvorsätze genau diejenigen sind, die einem möglichen Schlaganfall vorbeugen? Wer denkt überhaupt daran, dass er gefährdet ist, und welche fatalen Konsequenzen ein Schlaganfall-Ereignis auf sein Leben haben kann? Jetzt wäre also auch einmal die Gelegenheit, den Speiseplan durchzuforsten, und vielleicht ein wenig weniger Fleisch und ein wenig mehr Gemüse einzuplanen. Neben den Klassikern Alkohol und Nikotin sind ja auch Bewegungsmangel und Stress-bedingter zu hoher Blutdruck Faktoren, die wir von uns aus ändern könnten: wenn wir durch gesunde (und durchaus leckere Ernährung) ein paar Pfunde runterkriegen, dann könnten wir es in dieser kurzen Zeit auch direkt morgens mit der Blutdruck-Manschette am langsam niedrigeren Blutdruck beobachten…..eine super Gelegenheit , sich gleich zu belohnen!

270.000 Schlaganfälle pro Jahr

Dazu die Fakten. Knapp 270.000 Schlaganfälle ereignen sich jährlich in Deutschland. Rund 20 Prozent der Patienten sterben innerhalb von vier Wochen, über 37 Prozent innerhalb eines Jahres. Nach Krebs- und Herzerkrankungen ist der Schlaganfall daher die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Aber auch die Lebensqualität ist in einem erheblichen Ausmaß betroffen: Rund die Hälfte der überlebenden Schlaganfall-Patienten bleibt noch mindestens ein Jahr nach dem Ereignis dauerhaft behindert – fast eine Million Bundesbürger leiden lebenslang an den Folgen dieser schweren akuten Hirnschädigung.

Was kann der Einzelne tun, um sein Risiko zu minimieren? Alter oder manche genetischen Eigenschaften lassen sich nicht beeinflussen. Aktiv können wir jedoch durch einen gesunden Lebensstil sowie durch die proaktive konsequente Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Gerinnungsstörungen oder Herzerkrankungen wie das Vorhofflimmern das Risiko erheblich senken. Aufgepasst bei hohen Cholesterinwerten, sie begünstigen Gefäßveränderungen, die wiederum einen Schlaganfall verursachen können. Menschen mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) haben ebenfalls ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Wer ein kleineres Ereignis hinter sich hat, sollte die Warnung doppelt ernst nehmen. Weniger überflüssige Pfunde, mehr Bewegung, Verzicht auf Zigaretten und Alkohol sind wichtige und notwenige Schritte in Richtung Risikominimierung.

Anzeigen richtig deuten und sofort handeln

Im Fall des Falles Anzeichen für einen Schlaganfall richtig zu deuten und sofort zu handeln, ist für Betroffene unter Umständen lebensrettend. Eine plötzliche einseitige Lähmung, die das Gesicht (herabhängender Mundwinkel), den Arm oder das Bein in verschiedener Ausprägung betreffen kann, oder einseitiges Taubheitsgefühl oder Kribbeln kann Folge eines Schlaganfalls sein. Abhängig vom betroffenen Hirnareal können Sehstörungen Sprechstörungen („verwaschene Sprache“) oder Sprachstörungen (Wortfindungsstörungen, „Wortsalat“) oder auch plötzlich auftretende Gleichgewichtsstörungen sowie Schwindel Anzeichen eines Schlaganfalls sein.

In jedem Fall sollte bei oben genannten Beschwerden sofort der Rettungsdienst über die Notfallnummer 112 alarmiert werden. Denn jeder Schlaganfall ist ein Notfall, so wie ein Herzinfarkt, der allerschnellstens professionelle Hilfe erforderlich macht. Jede Minute zählt. Je früher einem Schlaganfallpatienten fachgerecht geholfen wird, desto mehr Hirngewebe kann gerettet werden. Bis zum Eintreffen des Notarztes sollten Betroffene versorgt und betreut werden.

Ob sich ein Schlaganfall wiederholt oder nicht, hängt nicht zuletzt vom Betroffenen selber ab. Die besten Medikamente wirken nur dann optimal, wenn der Patient auf eine gesunde Lebensweise achtet. Und das ist beim Schlaganfall trotz des ernsten Krankheitsbildes in der Regel gar nicht so schwer: Da die Grunderkrankung häufig eine Atherosklerose ist, wirkt sich alles, was die Gefäße schützt, meist auch günstig auf das Schlaganfall-Risiko aus.

Die Schlaganfall-Initiative Regensburg e.V. hat die wichtigsten Fakten zusammengetragen und auf der Website www.schlaganfall-initiative.de veröffentlicht. Im Fokus der Vereinsarbeit steht die Prävention, aber auch die Hilfe für Schlaganfall-Patienten, nach einer Therapie ins Leben zurückzufinden.

 

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